top of page

MIT DEM NÄHEN AUFGEHÖRT: 5 TYPISCHE ABBRECHER-SCHICKSALE


Einmal mit dem Nähen aufgehört: Da ist es schwer, wieder einen Einstieg zu finden. Schaut man sich einmal um, begegnen einem immer mehr Nähbegeisterte, die sich einen Großteil ihrer Kleidung selber schneidern. Aber damit nicht genug! Diese Enthusiasten nähen Taschen und Täschchen, Kissen, Decken und 1000 andere tolle Dinge für Familie, Freunde und sich selbst.


Eigentlich logisch, dass diese Näh-Künstler der Stargast auf jeder Party sind, oder? 😉 Wer möchte nicht so ein schönes, handgenähtes Täschchen ergattern?


Wie sieht es mit dir aus? Gab es einen Punkt in deiner Näh-Karriere, an dem du dich vollkommen entmutigt und demotiviert vom Nähen abgewendet hast? Tröste dich, so ein Näh-Blues passiert den meisten irgendwann.


Und die Gründe sind immer wieder die gleichen. In diesem Beitrag verrate ich dir, was Näh-Fans zum Abbrechen bewegt. Und mit welchen Tricks & Tipps man trotzdem weitermachen kann.


5 Gründe, mit dem Nähen aufzuhören (und was du dagegen machen kannst!)

Die Gründe, das Nähen aufzugeben, sind sehr individuell. In einigen Punkten wiederholen sich die Geschichten häufig. Woher ich das weiß? In den Kommentaren hier auf SewSimple, bei Instagram, Facebook und unzähligen eMails erzählen mir Näh-Fans immer wieder, wie sie irgendwann den Anschluss verloren haben.


Für all diese Menschen, die ihr Näh-Schicksal mit mir teilen (und möglicherweise auch für dich?) kommen hier meine Tipps zum Thema Näh-Abbruch.


Nr. 1: Billige Nähmaschine

Der häufigste Grund für einen rasanten Start mit jähem Ende: eine billige Nähmaschine. Natürlich ist klar, warum viele sich gerade zu Anfang entscheiden, eher vorsichtig an die Sache ranzugehen und ein günstiges Modell zu kaufen.


Es kann ja immer noch sein, dass das Nähen “nicht dein Ding” ist. Und dann steht so eine teure Maschine womöglich unbenutzt herum. Außerdem weiß man ja als Anfänger gar nicht, welche Funktionen man überhaupt braucht. Und was beim Nähmaschinen-Kauf wichtig ist.


Dann ist es soweit: Die Nähmaschine ist aufgebaut, der Accessoires Stoffe liegt bereit. Und du sitzt verkrampft und mit hochgezogenen Schultern davor und schnallst erstmal gar nichts. Ein paar Stiche, vielleicht auch ein paar Nähte. Dann kommt der erste Garnwechsel (schwierig, schwierig!) und der erste Nadelbruch. Und dann ist für viele erstmal Sabbat.


Was du dagegen tun kannst?


Lass dich im Fachgeschäft beraten: Erfahrene Fachhändler finden mit dir heraus, welche Nähmaschine für dich geeignet ist. Und deine Angst, dass dir was “aufgeschwatzt” wird. Die Händler vor Ort wissen sehr genau, dass nur wiederkommt, wer zufrieden ist.

Lege einen finanziellen Rahmen fest, dem du dem Händler nennen kannst. Dann hat er Spielraum, sich etwas für dich zu überlegen.

Finde heraus, welche Projekte du künftig nähen möchtest. Das hat einen Einfluss darauf, welche Funktionen deine Nähmaschine braucht.

Im Zweifelsfall rate ich eher zu einer guten gebrauchten Nähmaschine als zu einer billigen neuen. Viele Händler bieten generalüberholte Nähmaschinen an, die bezahlbar sind, trotzdem aber eine gute Qualität mitbringen.

Teste verschiedene Modelle unterschiedlicher Hersteller. So kannst du abspüren, was sich gut und richtig für dich anfühlt.

Überlege, ob du dir zunächst eine Nähmaschine ausleihen kannst. Manche Online-Angebote sind wirklich günstig. Und du gehst damit praktisch kein Risiko ein, weil du die Maschine immer wieder zurückgeben kannst.

Näh-Virtuosen kommen manchmal auch mit billigen und billigsten Nähmaschinen klar. Aber so richtig Spaß macht das meist auch ihnen nicht.

Lass dir vom Händler eine Einweisung in die wichtigsten Funktionen geben und frage nach, ob du dich bei Unklarheiten melden darfst.

Auch sehr gute Nähmaschinen müssen nicht unfassbar teuer sein. Meine Juki ist für rund 800 Euro ein phantastisches Anfänger-Modell und näht so gut wie alles. Speziell auch dehnbare Stoffe meistert sie so genial, dass du praktisch keine Overlock benötigst. Lies dazu gerne mal meinen Juki Erfahrungsbericht.


Nr. 2: Projekte sind zu schwierig

Ich kann’s echt verstehen: Schaut man sich auf Instagram oder Pinterest um, findet man Tausende und Abertausende tolle Näh-Projekte, die man unbedingt umsetzen möchte. Aber hey: Vorsicht bei der Projekt-Auswahl!


Viele Näh-Projekte sind für Anfänger einfach nicht geeignet. Speziell bei Kleidungs-Schnittmustern solltest du schauen, ob sie wirklich anfängertauglich sind. Die meisten Designer erwähnen das in der Produktbeschreibung.


Ganz schlimm sind oft klassische Papierschnittmuster mit einer unüberschauberen Anzahl von Linien, Pünktchen und Strichen. Das bringt dich zum Aufhören, noch bevor du richtig angefangen hast.


Aber auch das Nähen von Taschen und anderen kleinen Sachen hat so seine Tücken: Reißverschlüsse, Abnäher, Ecken, Säume oder Steppnähte. Es gibt so viele Näh-Ideen (und so viele Materialien!), die Anfänger dazu bringen können, das Handtuch zu schmeißen.


Was du dagegen tun kannst


Such dir Projekte aus, die explizit für Anfänger geeignet sind. Eine große Zusammenstellung von einfachen Sachen, die man gerade als Einsteiger gut bewältigen kann, findest du hier bei SewSimple.

Wenn du Kleidung nähen möchtest, versuch es mal mit einer ganz einfachen Wickeljacke oder einem Jersey-Rock. Gerade zum “Reinkommen” ist das genial, weil du damit sehr schnell tolle Ergebnisse erzielst. Und das motiviert weiterzumachen.

Geh es langsam an und nutze deine Motivation: Wenn du zum Beispiel zum Schluss mit einer schönen, weichen Kuscheldecke belohnt wirst, die du von A bi Z selbst gezaubert hast, motiviert das tausendmal mehr als ein schwieriges Projekt, das in der Tonne landet.

Mit dem Nähen aufgehört

Nr. 3: Bedienungsanleitung nicht gelesen

Ein Lapsus, der auch Profis immer wieder passiert. Egal ob neue Maschine oder bereits erprobtes Schätzchen: Die Bedienungsanleitung deiner Maschine(n) sollte dein bester Freund sein.


Na klar, einige Funktionen kann man intuitiv “mitnehmen” und anwenden. Aber für speziellere Einstellungen und Features brauchen auch Profis mehr Informationen. Ob es nun darum geht, die richtige Spracheinstellung zu finden oder alle Optionen deiner Maschine kennen zu lernen.


Oft ist es aber so, dass man eine Maschine gebraucht kauft. Oder sie sogar geschenkt bekommt. Und keine Bedienungsanleitung dabei ist. Was dann?


Was du dagegen tun kannst


Setz dich mit dem Hersteller der Nähmaschine in Verbindung. Viele Hersteller haben Websites, von denen du die Bedienungsanleitung deiner Nähmaschine kostenlos herunterladen kannst.

Gelingt das nicht, schicken dir manche Händler auch kostenlos die Bedienungsanleitung als PDF zu.

Stell dir vor, die Bedienungsanleitung wäre ein DIY-Krimi: Lies sie mit Ruhe, Interesse und Genuss. Sie wird dich einige Jahre begleiten.

Wende beim Lesen die neuen Funktionen an einem Probestück an. Dann hast du beim ersten Einsatz unter “Echt-Bedingungen” kein Lampenfieber, weil du sie schon mal kennengelernt und gemeistert hast.

Nr. 4: Angst vorm Näh-Versagen

Was kann nicht alles schiefgehen: Die Nadel bricht ab, die Maschine geht kaputt, man sticht sich mit Stecknadeln…und der gute Stoff, den man womöglich auch versemmelt!


All das sind sicher Gründe. Aber keine Hinderungsgründe. Fehler passieren. Ohne Fehler gibt’s keinen Fortschritt. Also näh weiter. Und liebe den Prozess. 🙂


Was du gegen die Angst vorm Versagen tun kannst


Man kann im Näh-Bereich wirklich alles lernen. Nadeln lassen sich ersetzen. Schau dir einfach die Bedienungsanleitung mal in Ruhe an. Darin ist meist sogar bebildert beschrieben, wie so eine Nadel ausgetauscht wird. Lernen musst du es so oder so, denn Nadelbruch gehört irgendwie auch dazu… 😉

Keine Angst davor, die Maschine zu schrotten. Nähmaschinen sind robuste kleine Helferlein, die so schnell nichts übel nehmen. Lerne sie besser kennen, indem du sie regelmäßig reinigst und pflegst. Sie wird es dir mit Langlebigkeit und Treue vergelten. Und so ganz nebenbei erfährst du, wie sie aufgebaut ist und funktioniert.

Besorg dir hochwertiges Zubehör, das nicht so leicht kaputt geht. Ich habe dir eine Einkaufsliste für Näh-Anfänger zusammengestellt, die du nur ausdrucken musst. Dann kann’s losgehen mit dem Shopping.

Besorg dir günstigen Stoff zum Üben. Sehr gut eignen sich Baumwolle oder Canvas. Damit kannst du schon viele kleine Projekte umsetzen. Und einfach Nähte und Maschinen-Einstellungen üben. Denn was du schon ausprobiert hast, lässt dich nicht zurückschrecken.

Günstige Stoffe findest du zum Beispiel bei Ikea. Nimm dir immer mindestens 1 Meter Stoff mit. Dann hast du genügend Material um Säume, Knopflöcher, Schneidetechniken zu proben. Das macht Spaß, du wirst sehen!

Stoff- und Restepakete (findest du oft auch in Stoff-Outlets!) sind eine gute Möglichkeit, deine Fähigkeiten an diversen Materialien auszuprobieren. Oft sind Nicki, Organza, Jerseys und Kunstleder in den Paketen enthalten. Lies dir meine Tipps zu den jeweiligen Materialien durch. Das funktioniert prima mit der Suchmaske auf der Blog-Startseite.

Mach dir klar: Es ist nur Stoff! Im Zweifelsfall kannst du immer noch Spültücher und Waschlappen draus machen.

Entsorge Stoffreste und daneben gegangene Projekte umgehend, dann erinnern sie dich nicht an deine Fehler. Sie haben ihren Zweck erfüllt: Du hast dazu gelernt. 🙂

Mit dem Nähen aufgehört

Nr. 5: Keine Orientierung im Näh-Dschungel

Hast du dich auch schon mal gefragt: Wo soll ich eigentlich anfangen? Kann ich gut verstehen. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.


Deshalb sind gerade die Tipps unter Nr. 4 auch so wichtig: Entscheidend ist nicht, wie gut du deine erste selbst gestellte Näh-Aufgabe meisterst. Entscheidend ist, was du draus lernst.


Überfordere dich nicht, setz dir kleine Ziele. Näh eine erste Naht auf einem Blatt Papiert. Versuche anschließend an einem Stück Stoff aus ausrangierter Kleidung ein paar gerade Nähte. Dann vielleicht mal einen Zierstich.

Schau dir an, wie Garn und Material miteinander wirken. Oder teste mal einen Saum. Beobachte, wie sich Stoff und Nähte durch Bügeln verändern. Gib dir Zeit und mach alles in Ruhe.

Schreib deine Erfahrungen in ein Näh-Tagebuch. Mach dir Skizzen, klebe Fotos ein, sammle Ideen. Überlege dir, mit welchem Thema du einsteigen möchtest.

Suche dir einen Nähkurs in deiner Nähe. Darin lernst du viele Basics und hast die Möglichkeit, direkt nachzufragen, wenn etwas nicht klappt.

Keine Zeit für Nähkurse? Dann probier es doch mal mit einem Online-Workshop bei Makerist. Dort findest du ganz viele nach Themen geordnete Anfänger-Kurse, die du dir anschauen kannst, wann immer du Zeit und Lust hast!

Leg einfach los. Dein eigenes, ganz spezielles, individuelles Näh-Thema wird dich finden, wenn du ihm die Chance bietest, dich auf sich aufmerksam zu machen. Das heißt: Einfach weiternähen und alles ausprobieren.

bottom of page